Aktuelle Informationen Rund um das Gasbohrungsprojekt beim Lichtenberg in St. Georgen im Attergau

Probebohrungen in St. Georgen/Thalham
genehmigt

Durch die Medien wurde im März 2024 bekannt, dass die australische Öl- und Gasfirma ADX plant, Probebohrungen nach Erdgas rund um den Lichtenberg durchzuführen. Diese Probebohrungen finden im Gemeindegebiet von St. Georgen im Ortsteil Thalham statt. Unter dem Berg wird ein Gasvorkommen von einer halben Milliarde Kubikmetern Erdgas vermutet. Der Beginn der Probebohrungen ist für das vierte Quartal 2024 geplant.

Ein ähnliches Bohrvorhaben startet das Unternehmen ADX gerade in Molln im Bezirk Kirchdorf (OÖ) am Rande des Nationalparks Kalkalpen. Dort wurden im ersten Quartal 2024 Probebohrungen durchgeführt und Erdgas gefunden. In Molln wird von ADX das größte Erdgasvorkommen Mitteleuropas vermutet (nach Schätzung der ADX 24 Milliarden Kubikmeter).

Die notwendigen Genehmigungen für die Probebohrungen um den Lichtenberg liegen bereits vor: die Montanbehörde West im Finanzministerium erteilte die Genehmigung im Herbst 2023, der positive Bescheid der Naturschutzabteilung des Landes Oberösterreich liegt ebenfalls vor. Die Angelegenheiten mit den Grundstücksbesitzern sind laut ADX geregelt. So erfüllen sich alle behördlich notwendigen Voraussetzungen, um diese Probebohrungen durchführen zu können.

Eine zweite Möglichkeit für Probebohrungen sollen auch auf der anderen Seite des Lichtenbergs im Gemeindegebiet Straßwalchen geben. Die Bohrstelle Irrsdorf im Salzburger Flachgau sei aber mit den Genehmigungen noch nicht so fortgeschritten wie in St. Georgen.

Doch wer treibt nun dieses Gasbohrvorhaben voran? Die australische Öl- und Gasfirma ADX ist ein Unternehmen, das sich selbst auf seiner Homepage (u.a.) wie folgt beschreibt: „We are now on a path to becoming a leading onshore European producer and explorer focussing on rapid returns on investment and cashflow growth“. Das bedeutet, die ADX fokussiert sich in ihren Vorhaben auf schnelle Rendite und Cashflow-Wachstum. Die Interessen der lokalen Bevölkerung bzw. Umwelt- und Klimaschutz scheinen nachgereiht.

Die Auswirkungen der Probebohrung

Erhebliche Baumaßnahmen im Falle eines Gasfundes

Wird Erdgas in einem für ADX rentablen Umfang entdeckt, muss zudem die erforderliche Infrastruktur zur Förderung errichtet werden. Dazu gehören Zufahrtsstraßen, Gasleitungen, etc.

Zufahrt von LKWs und schweren Geräten vor und während der Bohrung

für die Errichtung und Inbetriebnahme der Probebohrstelle wird eine logistische Infrastruktur benötigt. Diese erfordert Zufahrten von LKWs und schweren Geräten zur Bohrstelle. Das belastet die Verkehrsinfrastruktur und Anrainer vor Ort.

Durchgängiger Dreischichtbetrieb während der Probebohrung

Für die Dauer der Probebohrung werden in Molln Gasgeneratoren betrieben. Die Bohrstelle muss durchgehend beleuchtet werden. Da die Probebohrung im Dreischichtbetrieb erfolgt, ist mit einer beständigen, starken Lärm-, Licht- und Staubbelastung der Anrainer zu rechnen.

Bodenverbrauch im Naherholungsgebiet Klauswald und Lichtenberg

Die geplante Bohrstelle befindet sich am Rande des Klauswaldes in Thalham. Zu den konkreten Auswirkungen gibt es von Seiten der ADX noch keine offiziellen Informationen. Allerdings lassen die Gegebenheiten in Molln – mit dem gleichen Vorhaben – Schlüsse auf die Auswirkungen in St. Georgen zu. Die dafür benötigte Fläche beträgt ca. 10.000m² (100x100m), welche in Molln durch Schotter oder Beton versiegelt wurden.

Verstärke Treibhausgasemissionen in Zeiten der Klimakrise

Erdgas besteht aus Methan und CO2. Methan als Hauptbestandteil von Erdgas ist sehr problematisch für unser Klima. Über 20 Jahre betrachtet heizt Methan die Erde 84mal stärker auf als die gleiche Menge CO2. Fossile Energieträger sind die Hauptursache für die Klimakrise. Deshalb muss ihr Verbrauch stark reduziert werden, anstatt sie noch weiter zu fördern. Durch die Probebohrung und der potenziellen Förderung von Erdgas wird die globale Menge an Treibhausgasen erhöht, und somit die Klimakrise verschärft.

Neue errichtete Gasinfrastruktur wird bis über Jahre zum Ende ausgeschöpft

Wenn bereits jetzt noch neue Gasinfrastruktur (neue Bohrstellen) von Öl- und Gasfirmen errichtet werden, werden diese Unternehmen versuchen, das meiste aus diesen Bohrstellen herauszuholen. Das bedeutet, dass unabhängig vom österreichischen Energiebedarf von Seiten der Gasunternehmen die Bohrstellen betrieben werden, um dadurch die Investitionen abzudecken und die Profite zu maximieren. Durch die Erschließung neuer Gasbohrstellen zementiert sich der fossile Weg weiter ein, anstatt erneuerbare Alternativen auszubauen.

Brauchen wir das Gas für die Versorgungssicherheit?

Ein häufig angeführtes Argument für die Erschließung neuer Erdgasquellen ist die vermeintliche Versorgungssicherheit. Österreichisches Gas sollte uns von ausländischen Energiequellen (insbesondere russischem Erdgas) unabhängig machen. Doch diese Annahme erweist sich bei genauerer Betrachtung als trügerisch. Während andere Länder wie Polen und Finnland die Gasverträge mit Gazprom bereits gekündigt haben, hat die teilstaatliche OMV das noch nicht durchgeführt. Das basiert laut E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch auf den 2018 erneuerten Verträgen, wie Urbantschitsch im November 2023 gegenüber Medien erklärte.

Der Vertrag zwischen der OMV und der Gazprom wurde 2018 im Beisein von Ex-Kanzler Sebastian Kurz und dem russischen Präsident Wladimir Putin bis 2040 verlängert. Ein vollständiger Ausstieg aus diesen Verträgen sei, so Urbantschitsch, wegen einer Vertragsklausel nicht möglich.

  • Ob das Gas überhaupt in Österreich bleibt, ist nicht sicher. ADX kann nicht dazu gezwungen werden, das Gas in Österreich zu verkaufen.
    Demnach steht das Argument, „österreichisches“ Gas trage zur eigenen Versorgungssicherheit bei, auf einem wackeligen Fundament.
  • Zudem will Österreich ab 2040 klimaneutral sein. Falls unter dem Lichtenberg tatsächlich Gas gefunden würde, dauert es laut ADX ca. vier Jahre, bis dieses dann gefördert werden kann. Das Erdgas wäre also erst 2028/2029 verfügbar. Laut Klimaschutzministerium sind „Felder, die erst nach 2030 erstmals Gas liefern, […] mit Blick auf die Klimakrise selbstverständlich nicht vernünftig“.
    Insofern stellt sich die Frage, ob das Vorhaben der österreichischen Versorgungssicherheit dient, oder privaten Konzerninteressen und Profiten von Großinvestoren.
  • Zusammengefasst spricht also sehr viel gegen diese Probebohrung. Neben der Auswirkungen auf das Klima, die Umwelt und das lokale Ökosystem werden auch Anrainer und die St. Georgener Bevölkerung mit den Konsequenzen dieses Vorhabens konfrontiert werden.
    Wir finden es angesichts der dargestellten Tatsachen nicht vernünftig, solche Vorhaben umzusetzen und werden uns deshalb dagegen wehren.

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